Anmerkungen:

Arbeit
 
Der vorliegende Text basiert auf meiner Diplomarbeit an der Fachhochschule Regensburg, Fachbereich Sozialwesen, von 1992 
(Alle nachfolgenden Links führen zu diesen Anmerkungen.)

Epoche: 
Als Beispiel möge hier die christliche Mystik des Mittelalters - allen voran Meister Eckehart dienen; Diese Lehre(n) konnten und durften sich nur einer christlichen Terminologie bedienen um einer breiteren Schicht noch zugänglich und verständlich zu sein, obwohl sie ihrem Wesen nach weit über die Orthodoxie hinausgehen. Ebenso konnte die Mystik nur im Ghetto und dem Schutze der Kirche, der Klostermauern, sich bescheiden entfalten. Der revolutionäre Kern wäre und ist für die Machthabenden zu gefährlich gewesen, wie verschiedene päpstliche Banne belegen. 

Archaische Struktur
Ken Wilber setzt diese Bewußtseinsstruktur in dem Zeitraum von vor ca. 3 - 6 Mio. Jahren, dauernd bis vor ca. 200.000 Jahren an. Jean Gebser gibt jedoch zu Bedenken, daß es "reine Spekulation (ist), etwas zu fixieren, was als Zeitloses in einem von uns nachträglich konstruierten Zeitraum geschehen ist" (Gebser, J. 1986, S. 107).

Mythen
Heute erst werden die Mythen wiederentdeckt (siehe C.G. Jung und J. Hillmann als Beispiel) und deren Sinnhaftigkeit für den Menschen wieder zugänglich und  in einer anderen - nicht "besseren" - Qualität  nutzbar gemacht.

Wahrnehmung der Zeit

Hierin liegt auch eine Gefahr dieses Modells, nämlich zu versuchen alle Komponenten mit rationellen, linearen Vorstellungen erfassen und verstehen zu wollen. Weniger linear verläuft anscheinend die "Entwicklung", als vielmehr kreisförmig, (wenn auch nicht in einem mythisch zu verstehendem Sinne): Der Ursprung ist in der Gegenwart enthalten und entfernt sich nicht von ihr.

Gottesbeweise

Wie noch dargelegt wird, ist es auch problematisch, Gott mittels der Vernunft, dem Denken beweisen zu wollen. Gottesbeweise basieren auf axiomatischen Annahmen und sind hiermit ebenso widerlegbar. Solche "Beweise" können allenfalls Hinweise auf Transzendentes sein, aber niemals Beweise dafür. 

Zeit überwinden

Daß dabei, im Zuge dieser Entwicklung in Teilen der New-Age Bewegung und der Esoterik ein Zurück in magische und mythische Zustände de facto als Ziel angestrebt und mit echter transpersonaler Mutation verwechselt wird soll nicht bestritten, mag aber vielleicht als begleitende Geburtswehe in einer Zeit der Umwälzung, des Übergangs einer Epoche zu einer anderen gesehen werden (vgl. Wilber, K. 1990, S. 370-375).

Lebensalter

Enomya-Lassalle nimmt an, daß die Menschen der Zukunft ab einem gewissen Alter "von selbst" in diesen Bereich vorstoßen werden, und sich nicht mehr, wie dies heute noch der Fall ist, bestimmter "Methoden" bedienen (müssen) um zu diesem Bewußsein zu "gelangen" (vgl. Enomya-Lassalle, H. 1987, S. 38).

Verstand

vgl. auch I. Kant, der in seiner "Kritik der reinen Vernunft" darlegte, daß Gott, transzendente Wahrheit(en) nie mit der Vernunft, dem Denken erfaßt werden könne, aber trotzdem ihre Existenz nicht ausschloß.

gut

Was natürlich nicht bedeutet, daß die damit verbundenen ethischen Werte zu verwerfen und abzulehnen wären. Sie haben nur auf diesen Ebenen keinen Platz: Ebensowenig wie im empirischen Bereich beispielsweise ein Meßergebnis, eine Zahl, nichts über deren Qualität, über ihre Bedeutung aussagt.

Theosophische Gesellschaft

Vereinfacht dargestellt läßt sich sagen, daß die Theosophische Gesellschaft auf dem Glauben an eine universelle Brüderschaft der Menschen und der Existenz einer okkulten Hierarchie von Wesenheiten basiert. Diese Vereinigung wurde 1875 von der deutschstämmigen Russin Helena Petrowna Blavatsky und dem amerikanischen Oberst Henry Steel Olcott gegründet. Das Erforschen der esoterischen Seite einer jeden Religion und das Erkennen der verbindenden Elemente der verschiedenen Weisheitslehren aller Zeiten, war und ist ein Hauptanliegen ihrer Mitglieder. H.P. Blavatsky schrieb vor ihrem Tod 1891, der wahre Zweck der theosophischen Gesellschaft sei die Vorbereitung auf die Ankunft eines Weltlehrers. Diese Rolle wurde Jiddu Krishnamurti zugedacht.

Order of the Star

In diesem Zusammenhang ist es interessant zu wissen und auch kaum bekannt, daß die Proklamation Krishnamurti's als zukünftigen Weltlehrer und die Gründung des Ordens den deutschen Präsidenten der Theosophischen Gesellschaft Rudolf Steiner, der diese Entwicklung nicht mittragen wollte, zum Austritt aus der internationalen Theosophischen Gesellschaft bewegte. Mit ihm verließen ca. 90% der deutschen Mitglieder die Gesellschaft. Rudolf Steiner gründete seine eigene Organisation: die Anthroposophische Gesellschaft.

Erweckung

Pupul Jayakar schreibt hierzu: "... handelt es sich hier um eine klassische Beschreibung des Aufsteigens der Kundalini" (Jayakar, P. 1988, S. 69). Umfassender über diese Vorgänge zu berichten, würde den Rahmen dieser Arbeit überschreiten. Detailierteres findet sich in den Biographien von Pupul Jayakar, "Krishnamurti, Leben und Lehre" und Mary Lutyens, "Krishnamurti, Jahre des Erwachens".

Ich

Obwohl K. sich fast nie psychologischer oder philosophischer Erkenntnisse und Ausdrucksweisen bedient, entspricht m.E. die Verwendung seines Ich-Begriffs weitgehend denjenigen der tiefenpsychologischen Richtungen; insbesondere derjenigen von S. Freud als auch der von C.G. Jung. Zur kurzen Erläuterung:
Bei S. Freud besteht das Ich aus dem "Es", - unbewußte, verdrängte Triebe, Neigungen und Wünsche - welche unsere Denk- und Handlungsweisen mitbestimmen, sowie dem "Ich" - der bewußte Anteil in unserer Person - und dem "Überich" - unser Gewissen, die gesellschaftlichen Forderungen etc.
Bei Jung ist die "Persona" - der uns bewußt zugängliche Teil unseres Ichs - geschieden von unserem "Schatten" - alle uns unangenehmen Aspekte der eigenen Persönlichkeit. 
Das Ich oder die Persona projiziert nun alle (uns unangenehmen) Gefühle, Wahrnehmungen nach außen, um sich mit ihnen nicht auseinandersetzen zu müssen.

Konflikte

Für Freud, wie noch für die meisten heutigen Psychologen sind Konflikte nur innerhalb dieses, oder eines verwandten Paradigmas zu suchen. "Transpersonale Bereiche" (wie sie bei Jung schon anklingen) werden als Störungen, als pathologisch identifiziert.

Konzepte 

Es seien hier als Beispiele die Modelle vom Es, Ich und Über-Ich genannt, das kollektive Unbewußte oder auch die Archetypen. 
 

Zeit 

Unter chronologischer Zeit versteht Krishnamurti den physikalischen Ablauf der Zeit: die "Uhrzeit"; eine sichtbare Veränderung in der materiellen Welt. 
 

Brockwood Park 

Das Krishnamurti Center - ein Studienzentrum für Erwachsene, welche an Krishnamurti und seiner Lehre interessiert sind - liegt in unmittelbarer Nähe zum Schulgebäude. 
 

Konventionen 

Hier sei als Beispiel die fraglos bestehende - wenn auch informelle - "Kleiderordnung" und das Aussehen der Schüler (und der Mitarbeiter) genannt. Eine Schülerin äußerte sich in einem Brief zu diesem Thema sehr bezeichnend: "Er (der Direktor der Schule, Anm. d. Verf.) gab als Begründung, daß längere Haare oder überhaupt unkonventionelles Aussehen ... Besucher, die Brockwood finanziell unterstützen, schocken könnte. (...) Er hat selber gesagt, die Haare seien nur ein Zeichen davon, daß im Kopf dahinter was nicht stimmt (frag mich nur nicht was!). Warum verändert er eigentlich die Haare und nicht den Kopf? Sonst zeigt die Schule ja ein unehrliches Bild, was gar nicht stimmt, lauter kurzgeschorene Köpfe, die innen drin langhaarig sind. Das macht wohl eine komische Atmosphäre, wegen der der eine oder andere erst recht kein Geld gibt" (Briefe aus Brockwood, 1988, S.10).
Anmerkung hierzu: Die Situation mag sich heute (1998)  ganz anders darstellen, u.a. wechselte der Direktor.

Regelung

Als Beispiel seien hier die Beziehungen zwischen Schülerinnnen und Schülern genannt: Der Umgang mit Sexualität scheint ein Thema zu sein, das die Schule beständig beschäftigt. Einerseits ist es ganz natürlich und verständlich, wenn die Schülerinnen und Schüler, zumal in diesem Alter, erste sexuelle Beziehungserfahrungen machen wollen und müssen, aber mangels Gelegenheit kaum anderswo als im Internat Freundinnen und Freunde finden. Auf der anderen Seite ist es ebenso einsichtig, daß die Schule sexuelle  Beziehungen (von fast immer Minderjährigen) nur schwerlich dulden kann. Das Image der Schule, die Belange der Eltern, die Möglichkeit ungewollter Schwangerschaften, gilt es zu berücksichtigen.

transformierende Prozeße

vgl. die ausführlichen Beschreibungen der "spirituellen" Entwicklungen und Seiten von Jiddu Krishnamurti und seine Aussagen hierzu in den Biographien von M. Lutyens und P. Jayakar.

Grenzziehungen

Zur Grenzziehung zwischen dem Organismus und einem Ich schreibt Ken Wilber: "Wenn Ihnen eine Grenzlinie innerhalb des Organismus seltsam vorkommt, dann lassen Sie mich fragen: 'Haben Sie das Gefühl, ein Körper zu sein, oder haben Sie das Gefühl, einen Körper zu haben?' ",und zur Persona meint er "... kann sich der Mensch sogar weigern zuzugeben, daß einige der Facetten seiner Psyche zu ihm gehören. In der Fachsprache der Psychologen heißt dies, er überträgt sie, verdrängt sie, spaltet sie ab oder projiziert sie. (...) Wenn sich aber der Mensch nur mit Facetten seiner Psyche (mit der Persona) identifiziert, empfindet er die übrigen Anteile tatsächlich als 'Nicht-Selbst', als fremdes Gebiet, als feindlich und unheimlich." (Wilber, K. 1988. S. 16-18, Hervorh. im Original). 
 

Grenzziehung ist selbst bestimmbar

Aus diesem Grunde heraus kann es erst Therapien geben: Eine Therapie kann auch als das Bemühen und die Fähigkeit gesehen werden, die eigenen Grenzen zu verschieben und zu erweitern. Im Bereich der Integration des Schattens in die Persona, oder der Bewußtwerdung von Anteilen des Es hin zum Ich ist dies anerkannt und einsichtig. Doch die Möglichkeit der Aufhebung der Grenzen ist herimit nicht zu Ende, wie uns Gebser oder Krishnamurti zeigen wollen.

Felder der Identität

Das Denken (und Verharren) in Räumlichungen und Einordnungen welches sich auch in der Wortwahl ausdrückt, erfordert ebenso "eine andere Einstellung zur Sprache, die ihre Ganzheitlichkeit berücksichtigt" (Gebser, J. 1986, S. 183). Hierdurch wird vielleicht auch das Vermeiden von besetzten Begriffen wie Gott, Erleuchtung oder Transzendenz seitens Krishnamurti's deutlich.

Bemühungen

Alle Methoden können diese Grenzen nur erweitern, sie aber nicht beseitigen: Krishnamurti spricht m.E. nun aber insbesondere von dieser Urgrenze; hier muß jeder Versuch sie zu "überwinden" scheitern, einfach weil es sie nicht gibt.

Gestalttheorie

Die Gestalttheorie untermauert diese Ansicht: Es gibt nichts Wahrzunehmendes ohne seinen kontrastierenden Hintergrund; entferne ich diesen, hört auch das Beobachtete  auf zu existieren.



NH  II / 02.1998